Das gemeingefährliche Tütchensyndrom

Symptome:
Da steht man als Selbstdreher auf dem Hundeplatz, zückt seine Tüte Tabak und unvermittelt meint man sich auf einem Tauchausflug zu befinden und ist von Haien umzingelt.
Da wird an einem hochgesprungen, geschnappt und man läuft Gefahr seine beiden Unterarme zu verlieren.
Dasselbe Symptom zeigt sich auch bei Tempopackungen , den Tüten um die Hinterlassenschaften seines Lieblings aufzusammeln etc..
Die ruhigeren Gemüter unter ihnen verfolgen einen auch schon mal ohne Unterlass, setzen sich dauernd vor einen und sind einfach nicht mehr los zu werden.

Ursache:

Schlampige, schlechte, oder besser: gar nicht getimte Futterbelohnung! Das fängt schon in der Welpenspielstunde an, da hat der Leiter es dem Besitzer vielleicht irgendwie gezeigt wie er seinem Hund das Hörzeichen „Sitz“ beibringen kann, da kramt der Halter in einer ewigen Aktion eine Tüte aus seiner Hosentasche in der sich Leckerlis in der Größe von Pflaumen befinden, die natürlich auch ewig bröseln, weil es ja „crunchy“ sein muss, und wirft dem Racker den Brocken in den Rachen.
Inzwischen sitzt der Hund aber schon nicht mehr, sondern ist schon dreimal an seinem Besitzer hochgesprungen (weil Oma ja auch immer eine Tüte aufmacht wenn man nur ordentlich hochspringt!)oder macht wer weiß was, nur nicht „Sitz“.
Sollte die Aktion aber doch irgendwie von Erfolg gekrönt sein und der Wicht sitzt noch, ist es die Größe oder die Konsistenz der Belohnung, die alles zunichte macht. Weil es ja so toll knusprig ist und so riesengroß, fällt dem Kerl die Hälfte aus dem Fang und der macht sich natürlich auf die Krümel einzusammeln und belohnt sich für das Aufstehen!
So funktioniert das nicht!
1. sollte die Futterbelohnung die Größe einer Erbse (bei einem Welpen)nicht überschreiten und auf keinen Fall krümeln!

Warum? Das Ding muss sofort verschwinden und die Konzentration des Hundes wieder auf Sie gerichtet sein! Wenn es zu groß ist und „crunchy“ kaut der Zwerg ewig darauf rum und geht dann auf die Suche nach den Krümeln und beachtet Sie gleich Null.
Mein Tipp: drücken Sie ein lecker Frolic zusammen und Sie haben die richtige Größe! Sollten dann vier Mini-Frolic sein :-). Frische Frolic haben auch noch eine gescheite Konsistenz dazu.

2. ist die Verknüpfungszeit des Hundes sehr kurz (max. 3 Sek.) d. h. die Belohnung muss unmittelbar zu dem Zeitpunkt erfolgen zu dem der Hund die erwünschte Handlung ausführt! Das ist besonders wichtig in der Lernphase! Wenn ihr Hund das Kommando beherrscht, können Sie auch später belohnen.

3. lassen Sie den Mist mit der Tüte, das behindert nur Ihr Timing! Stopfen Sie sich die Hosentaschen voll und haben mindestens immer eine Belohnung bereits in der Hand in der Lernphase!
Sie haben Angst vor Fettflecken in Ihrer Garderobe? Kaufen Sie sich eine von diesen umschnallbaren Bauchtaschen aber drehen Sie die Tasche nach hinten(und lassen gefälligst den Reißverschluss auf , damit Sie immer schnell hineingreifen können), so das der Hund sie nicht sieht! Wenn Ihr Einstein das nämlich spitz kriegt, glotzt er nur noch die Tasche an.

4. müssen Sie nicht in den nächsten Feinkostladen rennen um den Hund mit Köstlichkeiten zu belohnen! Der soll nicht satt, sondern belohnt werden. Wenn Sie bei der Spirale ganz oben anfangen wie können Sie denn dann noch die Sache steigern? Das sind schließlich keine Gourmets sondern Hunde.

Wenn Sie die „Timing-Formel“ beachten und nur erwünschtes Verhalten belohnen kann fast nichts mehr schief gehen und Sie haben ein probates Mittel in der Hand um ihren Liebling zu erziehen.

Es versteht sich von selbst, dass das mit Spielzeug ebenso funktioniert.

Also, dann mal auf und den Hund erzogen!
--
Es ist nicht nur ein Fehler der das Problem ausmacht, sondern die Summe vieler einzelner.